Interview mit >
Viele Menschen haben schwierige und schmerzhafte Familiengeschichten, die vielleicht auch ungelöste Traumata beinhalten. Zumindest in meiner Familiengeschichte war das so. Dank der Familienaufstellungen habe ich Erklärungen und neue Perspektiven gefunden, die mir geholfen haben, Frieden zu finden. Diese Familiendynamiken können zu Krankheiten führen? Es scheint schwer zu glauben und es ist so. Ich habe bewegende Beispiele in einer Schulung von in Barcelona gesehen, einem deutschen Familiensteller, der Familienaufstellungen im Bereich des Gesundheitswesens einsetzt. Mich beeindruckte seine respektvolle Art, mit der er seine Klienten behandelte, und seine Fähigkeit, mit der Gruppe einen Raum zu schaffen, der frei von Vorurteilen war, und schwere und schmerzhafte Situationen mit Liebe zu betrachten. Nach dieser beeindruckenden Erfahrung freute es mich sehr, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Interview mit ihm zu machen, um seine wertvolle Arbeit zu präsentieren:
Was sind Familienaufstellungen?
Das ist keine leichte Frage. Wenn Du sie verschiedenen Aufstellern stellst, wirst Du so viele verschiedene Antworten erhalten wie Menschen, die Du fragst. Eigentlich verwende ich den Begriff „Familienaufstellung“ gar nicht mehr, ich habe ihn mit „Systemaufstellungen“ ersetzt, weil es in meiner Arbeit zwar in erster Linie um Familien geht, aber auch über die Familie hinaus. Die Aufstellungen bringen ans Licht, in welcher Weise die Traumata unserer Vorfahren, an die wir durch das Schicksal gebunden sind, überleben und das Leben der Nachkommen beeinflussen. Bert Hellinger hat für diese Methode den Weg geöffnet. Mein Bild von einer Aufstellung ist, dass sie unter anderem die Externalisierung eines internen Prozess ist. Ich wende die Arbeit häufig im medizinischen Kontext an, das entspricht auch meinem Hintergrund.
Wie hast Du die Familienaufstellungen für Deine Arbeit entdeckt?
Ich arbeite seit 25 Jahren als Heilpraktiker und mein ursprüngliches Interesse galt der traditionellen chinesischen Medizin und der antiken griechischen Medizin. Beides sind Ordnungsmedizinen, was bedeutet, dass man über ein bestimmtes diagnostisches System versucht herauszufinden, was im Körper in Ungleichgewicht ist, und über das Setzen eines adäquaten Reizes versucht man in gewisser Weise, Ordnung wieder herzustellen. Ich habe mich dann lange Zeit auch mit der Homöopathie beschäftigt und die beständigen Suche, die Behandlungsprozesse immer weiter zu verdichten und das Krankheits- und Heilungsphänomene zu verstehen, hat mich zu einer Konferenz geführt, bei der ich Bert Hellinger getroffen habe und mir seine Arbeit angesehen habe. Als ich ihn von den Ordnungen in menschlichen Beziehungssystem sprechen hörte, war es für mich einfach, das mit dem Gesundheitsverständnis der traditionellen Medizinen in Einklang zu bringen, in der Weise, dass eine Unordnung im Familiensystem auch zu Schwierigkeiten im täglichen Leben führen kann und die Methode der Wahl, diese Beziehungssysteme ans Licht zu bringen, ist eben die Aufstellungsarbeit.
Aufstellungsarbeit heißt, dass ich die Möglichkeit habe, ein Beziehungssystem mit Vertretern physisch in einem Raum aufzustellen, und dann passiert etwas, das niemand bis jetzt wirklich erklären kann: Die Stellvertreter fühlen sich wie die wirklichen Personen. Warum das so ist, ist bisher nicht erklärbar, man stellt aber immer wieder fest, dass es so ist, und man kann mit den Dynamiken und Bewegungen, die sich da zeigen, arbeiten. Man kann also feststellen, welche unheilvollen Verbindungen in dieser Familie existieren und welche heilsam sind. Der therapeutische Prozess der Aufstellungsarbeit ermöglicht es oftmals auch wieder, in dem System Ordnung wiederherzustellen, so dass sich aus den unheilvollen Bindungen heilsame Verbindungen entwickeln können.
Was ist systemische Medizin?
Eine der für mich wichtigsten Beobachtungen in der Aufstellungsarbeit mit Krankheit ist, dass eine Krankheit kein persönliches Phänomen ist. Viele Krankheiten können erst dann verstanden werden, wenn sie in einem größeren Kontext betrachtet werden. Systemische Medizin heißt für mich, Krankheiten in einem größeren Kontext begreifbar zu machen und dadurch vielleicht neue Räume öffnen zu können, damit auf diese Weise heilsame Bewegungen entstehen.
Was fasziniert Dich an der Aufstellungsarbeit mit Kranken?
Ich halte die Aufstellungsarbeit mit Kranken für besonders geeignet, wenn bisherige, an sich gute Behandlungsmethoden nicht den zu erwartenden Erfolg zeigen. So begegne ich immer wieder Patienten, die in Händen von guten Ärzte sind und dennoch keine Besserung erfahren. Häufig ist dies ein Zeichen, dass hinter der Krankheit eine Familiendynamik steckt. Ich arbeite seit vielen Jahren mit einer homöopathischen Kinderärztin zusammen, und wenn sie bei den Kindern nicht den gewünschten Effekt erzielt, dann schickt sie deren Eltern zu mir zum Aufstellen. Nachdem die Eltern eine Aufstellung gemacht haben, passiert es oft, dass das homöopathischen Mittel, das vorher nicht gewirkt hat, plötzlich anfängt zu wirken. Mich fasziniert vor allem, dass es bei dieser Arbeit darum geht, die Selbstheilungskräfte des Patienten anzusprechen und im Idealfall ist es eine medizinische Tätigkeit ohne den Einsatz von Medikamenten. Eigentlich ist es eine Art Begegnungs- oder Beziehungsmedizin.
Welche Krankheiten weisen häufig einen Ursprung in der Familiendynamik auf?
Ich denke, dass Krankheit immer ein multifaktorielles Geschehen ist. Multifaktoriell in dem Sinn, dass es eine physische, emotionale und spirituelle Komponente gibt und wahrscheinlich auch eine familiäre Komponente. Das heißt, man kann im Grunde bei allen Erkrankungen mit Systemaufstellungen arbeiten. Es ist jedoch nicht unbedingt bei allen Krankheiten sinnvoll. Es ist dort sinnvoll, wo an sich gute Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Effekt bringen und es macht Sinn bei allen chronischen Erkrankungen, wie z.B. Autoimmunerkrankungen, Allergien, Krebserkrankungen.
Welches Potential haben Aufstellungen für einen Kranken?
Für mich ist es wichtig anzuerkennen, dass Krankheit kein persönliches Phänomen des Kranken ist, sondern dass viele Krankheiten nur verstanden und damit auch behandelt werden können, wenn sie in einem größeren Kontext, wie z.B. der Familie betrachtet werden. Auf diese Weise können vor allem Eltern ihre Kinder entlasten. Denn eine der häufigsten Dynamiken, die man in der Aufstellungsarbeit mit Krankheiten erkennt, ist, dass Kinder bereit sind, aus einer Liebe zu ihren Eltern heraus, vieles zu tragen, nämlich alles, was in der Familie noch als ungelöstes Traumata lebendig ist.
Wo liegen die Grenzen?
Eine für alle medizinischen Methoden gültige Grenze ist, dass die Arbeit immer so gut ist, wie die Person, die es tut. Es geht dabei nicht so sehr um die Technik, es geht dabei auch um Haltung und Körperarbeit, die meiner Meinung nach nicht ausreichend bei der Aufstellungsarbeit berücksichtigt wird. Mein Vorteil ist, dass ich jahrelang mit Kinesiologie gearbeitet habe. So kann ich in dem Körper des Klienten spüren, ob sein Körper mit dem, was er sagt, mitgeht oder nicht. Eine weitere Beobachtung, die wir machen, ist, dass viele Symptome im Grunde an ausgegrenzte Inhalte aus der eigenen Biographie oder aus der Familiengeschichte erinnern. Der Hintergrund dieser Ausgrenzung ist in der Regel eine Überforderung, also eine traumatische Situation, in der man nicht genügend Ressourcen hatte, um mit dieser Lebenserfahrung auf gute Weise umzugehen. Die Ausgrenzung ist also eine Art Selbstschutz, um zu überleben. Die Erfahrung ist, dass diese unerlösten Inhalte nicht schweigen, sondern dass sie sich im Körper oder dann auch in späteren Generationen wie in den Kindern und Enkeln manchmal über Symptomatik zu Wort melden. Insofern ist eine wesentliche Grenze der Kunde selbst: Inwieweit ist es dem Klienten möglich, sein Herz für das zu öffnen, was er in der Aufstellungsarbeit erlebt. Denn es geht letztendlich um einen Integrationsprozess. Und auch hier muss man sagen, es geht um ein schrittweises Vorgehen und eine Annäherung an das, was früher als dramatisch und traumatisch erlebt wurde und es geht um eine Befreiung der Kraft, die im Trauma gebunden war und idealerweise wird dies, was gebunden war, später dann zu einer besonderen Ressource.
Welche Rolle haben Sie als Aufsteller?
Als ich in Kontakt mit der Aufstellungsarbeit kam, war ich schon fest davon überzeugt, dass dort, wo Heilung stattfindet, es sich letztendlich um Selbstheilung handelt. Wenn man als Behandelnder an diesen Punkt kommt, muss man sich fragen, was kann man eigentlich für seinen Klienten tun. Vielleicht gelingt es, ein Feld zu schaffen, in dem die Selbstheilungskräfte optimal zur Wirkung kommen und das war schon vor der Aufstellungsarbeit mein Anliegen. Als ich mit den Familienaufstellungen in Kontakt kam, ist mir klar geworden, dass es ein guter Weg ist, um dieses Feld mit einer Gruppe aufzubauen. Letztendlich ist alles in der Aufstellungsarbeit Wahrnehmung und Grundhaltung. Es muss den Aufsteller gelingen, dass er mit der Gruppe ein Feld schafft, in dem jeder, der in der Gruppe ist, das Gefühl hat, dass er sich öffnen kann, und er hinterher nicht für das beurteilt wird, was ans Licht gekommen ist. Dies ist eine große Verantwortung des Aufstellers. Er muss auch die Technik beherrschen, er braucht eine gute Wahrnehmung und sollte auch mit beiden Füßen auf den Boden stehen. Ich möchte hier noch etwas hinzufügen. Aus meiner Sicht hat die Aufstellungsarbeit ein Problem: Man kann alles aufstellen und es kommt immer was raus. Und die Bewegungen der Stellvertreter verleiten manchmal zu dramatischen Prozessen, die dann wiederum den Klienten überfordern und retraumatisieren können. Hier muss der Aufstellungsleiter meines Erachtens geschult sein, um einen beständigen Kontakt und Aufmerksamkeit mit dem Klienten zu haben, damit er das, was sich in der Aufstellung zeigt, für den Klienten aufbereiten kann, damit dieser das fuer ihn Wesentliche integrieren kann. Einerseits bereitet er also das Feld wie ein Gärtner und fördert Wachstumsprozesse, andererseits agiert er als Vermittler zwischen dem Aufstellungsgeschehen und dem Kunden, damit der Integrationsprozess stattfinden kann.
Welche Erfahrung hat Sie besonders beeindruckt?
Ich möchte einen Fall von einem ca. 35 jährigen Mann erläutern, der seit drei Jahren an Bluthochdruck litt. Auf meine Frage, ob sich denn etwas Besonders in seinem Leben vor drei Jahren ereignet hatte, sagte er: Die Firma, in der ich beschäftigt war, meldete plötzlich Konkurs an, und ich musste mir eine neue Arbeit suchen. Ich hatte das Gefühl, dass mir meine Lebensgrundlage entzogen wurde. Ich fragte zunächst, wie es ihm mit seinem Vater geht und ob etwas in der Beziehung mit seinem Vater vorgefallen war. Der Patient wurde mürrisch und sagte: „Als ich 17 war, hat mein Vater meine Mutter verlassen!“ Ich fragte, ob er ihm böse war. „Ja, weil ich seine Position übernehmen musste“. Um nicht näher auf seine Wut einzugehen, entschied ich mich dafür, auf die sachliche Ebene zu wechseln: „ Bei Bluthochdruckpatienten zeigt sich als hintergründige Familiendynamik häufig eine Liebe, die zurückgehalten wird oder werden musste“. Die Aussage rührte den Patienten, und er antwortete bewegt: „Ich liebte meinen Vater immer sehr, jedoch hatte ich immer das Gefühl, es nicht zu dürfen, da er ja meiner Mutter soviel Schlimmes angetan hat“.
An diesem Punkt bat ich den Patienten, drei Stellvertreter für seinen Vater, seine Mutter und sich selbst aufzustellen. Der Patient stellte seinen Stellvertreter an die Seite seiner Mutter. Der Stellvertreter des Vaters wurde von ihm etwas abseits von beiden gestellt. Als ich die Repräsentanten bat, ihren Impulsen nachzugeben, wendete sich der Stellvertreter des Vaters als bald resigniert von seiner Frau und dem Sohn ab. Der Eindruck war, dass er bei seiner Frau keine Chance hatte.
Die Stellvertreterin der Mutter bemerkte, ihr waere alles zu viel und vor allem waere ihr der Sohn viel zu nah. Sie trat einen deutlichen Schritt zurück und fühlte sich mit der größeren Distanz sichtlich erleichtern. Der Stellvertreter des Patienten folgte ihr jedoch sogleich. Die Stellvertreterin der Mutter atmete erneut schwer, als der Sohn wieder neben ihr stand, und schaffte sich abermals Distanz, indem sie mehrere Schritte zurücktrat. Als der Stellvertreter des Sohnes wiederum folgen wollte, schaute ihn die Stellvertreterin der Mutter mit ernstem Blick an und machte auf diese Weise deutlich, dass sie das nicht wollte. Die weitere Familienanamnese ergab, dass die Mutter ihren Vater verloren hatte, als sie fünf Jahre alt war. Mit diesem tief verankerten Verlust fiel es der Mutter schwer, sich zu binden und Nähe zuzulassen. Vielleicht musste der Sohn auch ihren Vater vertreten, und deshalb scheute sie den Kontakt.
Wie auch immer, ich wandte mich dem Patienten zu und fragte: “Wer in Deinem Bild war immer verantwortlich für die Schwierigkeiten in der Beziehung deiner Eltern?” Sofort antwortet er: „Mein Vater“. Ich gab ihm etwas Zeit zu reflektieren und fragte weiter: „Und was zeigt sich in der Aufstellung?“ Der Patient antwortete: „Meine Mutter!“
Ich forderte den Patienten auf, zu seinem Vater zu schauen und zu sagen: “Lieber Papa, es tut mir leid, ich war nicht frei“. Er weinte, als er den Satz wiederholte. Der Stellvertreter des Vaters drehte sich augenblicklich zum Patienten um, ging auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Dieser weinte in den Armen seines Vaters und hielt dabei eine Hand an sein Herz. Immer wieder bemerkte er: Es tut so weh. Der Stellvertreter des Vaters hielt ihn fest und beruhigte ihn mit den Worten: Es ist gut, alles wird gut! Der Blick auf den Sohn in den Armen seines Vaters erleichterte die Stellvertreterin der Mutter. Wohlwollend schaute sie auf die beiden.
In der Abschlussrunde des Kurses sagte der Mann: So sehr mein Herz auch in den Armen meines Vaters schmerzte, es hat sich dabei etwas gelöst. Ich verspüre seitdem eine bisher unbekannte Leichtigkeit.
Dieser Fall zeigte einen beeindruckenden Perspektivenwechsel. Zunächst war der Vater schuldig und verantwortlich für all das Leid und in der Aufstellung konnte der Patient sehen, dass es mit der Mutter zusammenhing, weil sie ihren Vater früh verloren hatte.
Wie kann ich mir bewusst werden, dass mir eine Familienaufstellung bei meiner Krankheit weiterhelfen kann?
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Du kannst in meinem Buch „Auch wenn es mir das Leben kostet“ nachlesen, weil das Buch wie eine Reise geschrieben ist und wenn Du bereit bist, Dein Herz für die Prozesse dort zu öffnen, dann wird das auch in Dir Prozesse auslösen und Du kannst damit erkennen, wo Du in ähnlichen Situation bist und was für Dich die Lösungsschritte sind, die Dir weiterhelfen. Es war mein Anliegen, dieses Buch auch als Selbsthilfebuch zu schreiben. Es enthält viele Beispiele, damit jeder von den Schwierigkeiten der anderen lernen kann und vor allem Wege finden kann, um Probleme zu lösen. Am besten begibst Du Dich als Beobachter in eine Aufstellungsgruppe und kannst Dich auf diese Weise aus sicherer Distanz mit diesen Prozessen auseinandersetzen und Dich bewegen lassen. Und das wird dann die eine oder andere Frage erzeugen, die für Dich und Deinen eigenen Wachstumsprozess wichtig sind.
Gibt es eine Haltung, die ein Kranker einnehmen kann, um zu heilen? Wenn ja, welche ist das?
Es geht ja meistens um ausgegrenzte Inhalte, die in die eigene Biographie gehören oder in die Geschichte der Familie. Mein Eindruck ist, dass man in eine veränderte Haltung kommen kann, indem man sich diesen Tabuthemen, diesen schwierigen oder belastenden Themen aus sicherer Distanz wohlwollend öffnet und sie als Wirklichkeiten anerkennt. Es geht darum, zu akzeptieren, was passiert ist mit den Folgen, die es hatte. Viele Krankheiten entstehen auch dort, wo man eine Wirklichkeit gerne anders gehabt hätte als die Wirklichkeit war. Wenn der Kampf dagegen aufhört, öffnen sich neue Räume, in denen auch heilsame Prozesse stattfinden können.
Welche Rolle wünschst Du Dir für die Aufstellungen in dem Gesundheitswesen?
Ich halte es für eine große Tragik, dass man in einem entwickelten Land wie wir uns bezeichnen jahrelang oder jahrzehntelang Krankheitsgeschichte schreiben kann, ohne dass man gefragt wird, was eigentlich in der Familie passiert ist. Jeder kann wohl nachvollziehen, dass der Tod der Mutter während der eigenen Geburt ein unglaubliches Schuldgefühl produziert, das sich dann auf physischer Ebene in Form von Krankheitsentstehung oder auch Symptomentwicklung manifestieren kann. Insofern wär mein Wunsch, dass eine Art „kritische Masse“ erreicht wird, in der Krankheit nicht mehr als persönliches Phänomen gesehen wird, sondern vielleicht als Familiendynamik, und dass vor allem eine Art „Gesundheitserziehung“ in die Schulen kommt, damit schon die Kinder lernen, welchen Stellenwert Krankheit in einem Familiensystem haben kann, und welcher Umgang damit nötig ist. Ich bin gerade dabei, Begriffe zu sammeln, die meines Erachtens mit Gesundheit in Verbindung stehen. Begriffe, die mir jetzt spontan einfallen, sind Identität, Authentizität, Verbundenheit und Präsenz. Wenn man diese Begriffe im Zusammenhang mit Krankheitsentstehung und vielleicht auch Prophylaxe in den Schulunterricht bringen würde, das wär meines Erachtens revolutionär.
Was würdest Du zum Schluss noch gerne sagen?
Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Aufstellungsarbeit in Bereich „Gesundheit und Krankheit“ ihren Stellenwert bekommt, dass die Möglichkeiten erkundet werden und Grenzen erkannt werden. Ich möchte auch Bert Hellinger danken, den Weg für dieses Verfahren geöffnet zu haben.
Vielen Dank an für dieses Interview!
Verfasst von Natalie Jovanic Artikel wurde in der Zeitschrift „Creartemagazine“ im Mai 2012 veroeffentlich. (www.creartemagazine.com)